Interview: Wann sich eine Investition in die Gallus Labelfire mit «Carton Kit» lohnt

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  Gallus Labelfire (Bildquelle: Gallus Ferd. Rüesch AG)

Etiketten und Faltschachteln auf einer Maschine drucken: Die hybride Druckmaschine Gallus Labelfire kann jetzt auch für Faltschachteldruck und -veredelung eingesetzt werden. Im Interview spricht Martin Leonhard, Business Development Digital bei Gallus Ferd. Rüesch, über Gallus Labelfire ausgestattet mit dem sogenannten «Carton Kit», über die besonderen Anforderungen im Faltschachtelmarkt und wann sich eine Investition in ein vielseitiges Maschinensystem wie die Gallus Labelfire lohnt.

1)    Wie kommt es, dass Gallus die Gallus Labelfire auch für den Druck und die Weiterverarbeitung von Faltschachteln anbieten kann, zusätzlich zur Produktion von Selbstklebeetiketten?

Martin Leonhard: Einer der entscheidenden Faktoren für die Entwicklung des «Carton Kits» war die Nachfrage eines führenden Tabakwarenherstellers. Die damals am Markt erhältlichen Lösungen waren noch nicht in der Lage, die Anforderungen des Kunden zu erfüllen. Nach vorsichtiger Analyse unserer Kapazitäten kam unser Team zu dem Schluss, dass wir eine Lösung anbieten könnten, die in der Lage ist, Faltschachteln mit einer sehr hohen Druckqualität (7c) digital zu bedrucken und inline zu veredeln.

2)    Wie werden Faltschachteln heute in der Regel bedruckt?
Martin Leonhard: Tiefdruck dominiert mit über 80% die Bedruckung von Tabakverpackungen. Damit verbunden sind lange Vorbereitungszeiten und hohe Werkzeugkosten. Tiefdruck wird gefolgt von Offsetdruck.

3)    Der Faltschachteldruckmarkt hat seine eigenen Gesetze. Würden Sie die drei wichtigsten Trends für dieses Marktsegment benennen?
Martin Leonhard: Die geforderte Agilität im Markt ist eng verbunden mit Just-In-Time Produktion.  Bei stetig reduzierten Margen wird Inline-Produktion immer mehr ein Thema. Der Tabakmarkt stellt bereits heute höchste Anforderungen an Produktivität (teilweise 24/7), Druckqualität und Veredelungsmöglichkeiten (Effektlacke und Metallic-Effekte). Hier kommt Digital ins Spiel. Mit Digitaldruck kann man schneller, variabler und benutzerfreundlich verschiedenste Substrate bedrucken. Für die Produktion bedeutet der Einsatz von Inkjetdruck konkret:
a)    Jobs mit kurzen Auflagen zu drucken (im Faltschachtelmarkt gelten zum Beispiel 50.000 bis 60.000 als kleine Auflage)
 -> kürzere «Time-to-Market»
b)    Druck mit sogenannten «Extended Batches» (gleiches Substrat und Stanzlinie) als kosteneffizienteste Möglichkeit, um einen Job in vielen verschiedenen Varianten zu drucken
c)    Keine konventionellen Werkzeuge notwendig und einfach zu bedienen

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Im Interview spricht Martin Leonhard, Business Development Digital bei Gallus Ferd. Rüesch, über Gallus Labelfire ausgestattet mit dem sogenannten «Carton Kit»

4)    Gibt es besondere Herausforderungen bei der Bedruckung von Leichtkarton-Applikationen?
Martin Leonhard: Ja, natürlich. Faltschachteln zu bedrucken ist etwas völlig anderes als Etiketten zu drucken und veredeln. Der Faltschachtelmarkt ist grösser und deshalb sind die geforderten Druckauflagen höher. «Industrial strength», sprich Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Maschinen, ist ein wichtiges Stichwort. Faltschachteln werden häufig als Primärverpackung eingesetzt, insbesondere im Tabaksegment. Allerdings hat Leichtkarton als Substrat keine Barriereeigenschaften. Deshalb müssen Tinten den hohen Compliance-Anforderungen des Tabakwarenherstellers gerecht werden, da die Produktion von Tabakwaren dem Lebensmittelrecht unterliegt.
In diesem Zusammenhang ist auch die Produktsicherheit von essenzieller Bedeutung, damit neue Techniken oder Prozesse überhaupt eingesetzt werden können. Alles in allem ist es ein spannender, aber sehr anspruchsvoller Markt!

5)    Wie hoch ist die Nachfrage für diese Ausstattung?
Martin Leonhard: Die Gallus Labelfire mit «Carton Kit» ist bereits sehr erfolgreich bei einem der grössten Tabak-Markenartikler im Einsatz. Sie haben mittlerweile in vier Gallus Labelfire investiert, davon drei für den Druck und die Veredelung von Faltschachteln, überwiegend für Extended Batch-Produktion. Eine Gallus Labelfire befindet sich im Qualifizierungsprozess für eine weitere Applikation.

6)    Hat es sich Ihrer Meinung nach gelohnt, die Gallus Labelfire so umzurüsten, dass man Faltschachteln bedrucken kann?
Martin Leonhard: Selbstverständlich war die Anpassung der ersten Labelfire, sodass sie Leichtkarton bedrucken kann, eine Herausforderung, aber es hat sich gelohnt.
Durch die Erfüllung dieser neuer Kundenanforderungen hat Gallus den Grundstein gelegt, um eine Nische im Faltschachtelmarkt zu adressieren. Heute können wir eine Gallus Labelfire anbieten, mit der man sowohl Selbstklebeetiketten als auch Faltschachteln bedrucken kann, obwohl diese beiden Applikationen in keiner Weise vergleichbar sind. Wir sind gespannt auf die Entwickelung in diesem Bereich und insbesondere, ob und wie sich Inkjet im Faltschachtelmarkt durchsetzen wird.

Vielen Dank für das Gespräch.