The Ink Spot

The Ink Spot, Inc. ist eine südkalifornische Etikettendruckerei, die sich eines stetigen und schnellen Wachstums erfreut. Der Erfolg des Unternehmens ist auf Beharrlichkeit, harte Arbeit und den Einsatz der richtigen Technologie in der richtigen Branche zurückzuführen – sowie auf den Unternehmergeist seiner Gründer.

Vor Kurzem hat The Ink Spot eine neue Niederlassung mit 2.500 m² Fläche in Santa Fe Springs, einem Vorort von Los Angeles, bezogen. Der Umzug war notwendig geworden, um eine neue Druckmaschine sowie künftige Maschinenanschaffungen zum weiteren Kapazitätsausbau unterzubringen. Der heute prosperierende Etikettenhersteller hat es weit gebracht seit seinen Anfängen, die so bescheiden waren, wie es der Start eines neuen Unternehmens nur sein kann.

Inhaber von The Ink Spot sind Eric Cu und Som Reuanglith, die beide auch als Geschäftsführer des Unternehmens firmieren. Vor 13 Jahren beschlossen die beiden, die schon seit der Schulzeit in der Oberstufe beste Freunde sind, zusammen mit noch einem dritten Partner ein Unternehmen zu gründen. Cu konnte damals auf eine erfolgreiche Karriere als Grafiker in einer Druckerei zurückblicken, wo er Vorstufen- und Plattenherstellungsarbeiten für die Flexodrucker erledigt hatte. Reuanglith war Kfz-Mechaniker und hatte praktisch keine Erfahrungen in der Druckindustrie.

 Nach reiflicher Überlegung, was für ein Geschäft sie aufmachen sollten, hatten die Jungunternehmer eine Erleuchtung, als sie durch einen Supermarkt gingen und all die Verpackungen sahen. Angesichts der Fachkenntnisse und Erfahrungen von Cu im Prepress-Bereich schien der Etikettendruck gut zu passen. Nur die Wahl der Technologie, in die sie investieren wollten, stand noch aus.

 „Wir mussten uns zwischen Offset- und Flexodruck entscheiden“, erinnert sich Cu. „Ich wusste, dass beim Offsetdruck die Investitionen viel höher sind als beim Flexodruck und zudem die Gewinnspannen kleiner. Das war einer der Gründe, warum wir uns für den Flexo-Weg entschieden haben. Ausserdem fand ich immer, dass der Flexodruck eine Kunst ist. Beim Offsetdruck geht es eigentlich mehr darum, die Geräte zu bedienen – es gibt in der Vorstufe nicht viel, wo man seine Kreativität nutzen kann, um einen Auftrag auf der Maschine besser zu drucken. Beim Flexodruck bestimmt die Kompetenz des Druckers, was hinten heraus kommt – das ist beim Offsetdruck nicht der Fall.“

Das Flexodruck-Know-how von Cu – insbesondere im Vorstufenbereich – war entscheidend für den Aufbau von The Ink Spot. Er erläutert: „Ich kannte schon zu Beginn unserer Geschäftstätigkeit all die Einschränkungen, die mit dem Flexoprozess verbunden sind. Ich habe also mein ganzes Wissen über die Probleme und Beschränkungen der Flexodrucker genommen und meine eigenen Ideen entwickelt, mit was für Prozessen, Verfahren und Maschinen man diese Herausforderungen lösen könnte.“

Beharrlichkeit
The Ink Spot eröffnete 2003 in einer 420 m² grossen Betriebsstätte im kalifornischen El Monte, mit einer brandneuen Mark Andy 2200 – einer wasserbasierten 8-Farben-Druckmaschine mit einer UV-Station. Cu und Reuanglith stellten einen erfahrenen Flexodrucker ein, und das neue Unternehmen war im Geschäft.

 Nicht so schnell.

Zu sagen, dass The Ink Spot einen langsamen Start hinlegte, wäre eine glatte Untertreibung. De facto dauerte es zwei Jahre, bis das Unternehmen seinen ersten Kunden verzeichnete.

„Wir hatten keinen einzigen Auftrag“, erinnert sich Cu. „Aber wir haben einen Drucker an Bord geholt und wir haben gelernt, den Etikettendruck zu beherrschen. In jenen ersten zwei Jahren ging es vor allem um das Ausprobieren und Einarbeiten. Som mit seinem Hintergrund als Mechaniker hat einen praxisnahen Ansatz verfolgt: Er hat gelernt, wie man die Maschine und die Aufwickelvorrichtung bedient, wie man Druckplatten montiert, wie man weiterverarbeitet – alles, was es über den Prozess zu wissen gab. Aber auch ich, der ich aus der Vorstufe kam, hatte eine Menge zu lernen. Wir haben zahllose Versuche und Tests gemacht und verschiedenste Dinge ausprobiert.“


Eric Cu (links) und Som Reuanglith mit ihrer Gallus ECS 340

Rückblickend auf jene ersten zwei Jahre geben Cu and Reuanglith zu, dass es nicht einfach war. „Die Leute haben zu mir gesagt, dass ich ziemlich verrückt sei, in eine Branche zu gehen, von der ich keine Ahnung hatte“, so Reuanglith. „Wir waren drei junge Männer, die ein Unternehmen gegründet haben. Es gab Zeiten, in denen die Beziehung zwischen uns dreien ziemlich auf die Probe gestellt wurde.“

Aus dem Inhabertrio von The Ink Spot wurde schon bald ein Duo: Der dritte im Bunde liess sich auszahlen und zog das von ihm investierte Geld ab. Aber Cu und Reuanglith blieben dabei. „Wir haben uns ans Telefon gehängt und angefangen, Kaltakquise zu betreiben. Mithilfe von Internet-Suchmaschinen haben wir versucht, alle Unternehmen  in der Gegend zu finden, die Etikettenbedarf haben“, so Cu. „Wir sind auch auf Messen gegangen – wir haben alles gemacht, um unsere Chancen zu steigern.“

Nach zwei Jahren der Ausdauer und Beharrlichkeit wurde The Ink Spot mit seinem ersten Kunden belohnt, einem Frisch-Sushi-Hersteller. „Es war ein schlichtes, einfarbiges Etikett, das von Hand oben auf die Sushi-Behälter aufgeklebt wurde“, erzählt Cu.

 Der Rohfisch-Verarbeiter erwies sich als ziemlich grosser Fisch, zumindest als Etikettenkunde. „Wir wussten das damals nicht, denn als wir den Zuschlag bekommen haben, hatte uns der Kunde nur ein paar Etikettenrollen gezeigt. Aber es stellte sich heraus, dass das Unternehmen einen riesigen Produktionsbetrieb in Texas hatte, wo über 600 Mitarbeiter mit der Herstellung von Sushi beschäftigt waren. Das Unternehmen belieferte alle Filialen der US-Biosupermarktkette Whole Foods. Es brauchte eine Menge Etikettenrollen, oft mit nur 250 oder 500 Etiketten pro Rolle“, so Cu.

Angesichts der enormen Geschäftschance, die sich ihnen mit diesem ersten Kunden bot, investierte The Ink Spot in Werkzeuge und Druckzylinder. Reuanglith nutzte sein Mechanikerwissen zur Entwicklung einer Kernschneidemaschine Marke Eigenbau, um alle Rollenanforderungen des Kunden erfüllen zu können, und kümmerte sich eigenhändig um den Schnitt der Kerne.

Diese erste Erfahrung bescherte The Ink Spot wichtige Erkenntnisse, wie man Aufträge gewinnt. Cu erläutert: „Als wir den Auftrag von diesem ersten Kunden erhalten haben, hat er uns die Schwierigkeiten und Probleme beschrieben, die er mit seinem damaligen Etikettenlieferanten hatte – also die Probleme, die ihn veranlasst haben, sich anderweitig umzusehen. Er hat gefragt: ‚Können Sie uns einen besseren Service bieten? Es geht nicht um den Preis, es geht um den Service.‘“

„Also haben wir uns verpflichtet, diesem ersten Kunden – sowie auch jedem anderen Kunden, den wir seitdem gehabt haben – ein Höchstmass an Service zu bieten“, so Cu. „Und wir haben unsere Zusage gehalten. Zu Beginn unserer Geschäftsbeziehung mit dem Sushi-Unternehmen haben wir vielleicht vier oder fünf Artikelpositionen produziert. Heute drucken wir mehr als 300 Artikelpositionen – und die Aufträge dieses Kunden erhalten immer höchste Priorität.“

 The Ink Spot nahm Fahrt auf, und schon bald begann das Unternehmen, hier und da kleine Kunden an Land zu ziehen. Ein Wendepunkt kam, als The Ink Spot Verhandlungen mit dem Safthersteller Naked Juice führte, noch vor dessen Übernahme durch PepsiCo. Als Naked Juice dann zu PepsiCo gehörte, trat der Getränkeproduzent erneut an The Ink Spot heran und fragte, ob der zuvor angebotene Preis noch Bestand habe. Die Antwort war ein deutliches „ja“.

„Als uns klar wurde, was für ein grosser Auftrag das war – Hunderttausende Etiketten im Monat –, wussten wir, dass wir in eine zweite Druckmaschine investieren mussten“, erinnert sich Cu. „Also haben wir eine weitere Mark Andy 2200 angeschafft.“

Mit diesem neuen Auftrag hatte The Ink Spot einen bedeutenden Meilenstein erreicht: Die Druckerei galt jetzt als Lieferant von PepsiCo, und das war ein Türöffner für weitere Aufträge von einigen der grössten Marken der USA.

„Von da an sind wir einfach immer weiter gewachsen. Wir hatten uns den Ruf gemacht, unseren Kunden nicht nur erstklassige Etiketten, sondern auch konkurrenzfähige Preise und ein Höchstmass an Kundendienst zu bieten“, so Cu. „Heute sind wir einer der Stammlieferanten von PepsiCo. Ausserdem drucken wir Etiketten für eine ganze Reihe grosser Einzelhändler: Walmart, Hasbro, Whole Foods, Trader Joe’s – was auch immer.“

Nächste Stufe: schnelles Wachstum
Mit dem zunehmenden Wachstum von The Ink Spot wuchsen auch der Maschinenpark, die Kapazitäten und die Räumlichkeiten des Unternehmens. Seit das Geschäft 2005 so richtig in Schwung kam, hat The Ink Spot jedes zweite Jahr eine neue Druckmaschine ergänzt. Auch ist man Schritt für Schritt in immer grössere Gebäude umgezogen, bis sich das Unternehmen schliesslich in Santa Fe Springs niedergelassen hat.

Laut Cu und Reuanglith war es 2011–2012, als die Dinge angefangen haben, so richtig Gestalt anzunehmen. The Ink Spot hatte die Rezession nicht nur überstanden, sondern war durchweg gewachsen und hatte sogar neue Maschinen angeschafft. 2013 trennte sich das Unternehmen komplett von wasserbasierten Farben und kanalisierte all seine Investitionen in die UV-Flexotechnologie.

Cu erklärt: „Die Druckqualität ist bei UV deutlich besser, und sie ist konstanter. Ausserdem müssen wir die Druckmaschine nicht jeden Abend auseinandernehmen – wir können die Farbe einfach in den Wannen lassen und am nächsten Morgen direkt wieder anfahren. Mit wasserbasierten Farben geht das nicht.“

Der jüngste Druckmaschinen-Neuzugang des Unternehmens, eingetroffen im Dezember 2014, ist eine 13-Zoll-Zehnfarben Gallus ECS 340, auch als „Granitdruckmaschine“ bekannt, da sie für zusätzliche Stabilität mit einer Basis aus technischem Granit ausgestattet ist.

The Ink Spot bedient vorrangig den Nahrungsmittel- und Getränkemarkt, versucht sich aber auch in anderen Premium-Etikettenmärkten, wie der Gesundheits- und Schönheitsbranche. Genau genommen war es laut Cu ein Auftrag aus dem Gesundheits- und Schönheitsbereich, der The Ink Spot zu der Investition in die Gallus-Druckmaschine bewogen hat, da diese Maschine die Möglichkeit bietet, effizient höherwertige Etiketten zu produzieren.

Im Nahrungsmittel- und Getränkebereich – insbesondere auf dem Tafel- und Mineralwassermarkt – hat The Ink Spot sein grösstes Wachstumssegment gefunden. „Auf unserer Gallus-Druckmaschine läuft seit ihrer Installation durchgehend derselbe Mineralwasserauftrag – immer dieselbe Artikelposition“, so Cu. „Beim allerersten Auftrag, den wir für diesen nationalen Kunden auf der Gallus gedruckt haben, haben wir 610 Kilometer Material verarbeitet. Beim zweiten Auftrag waren es 290 Kilometer. Im Moment laufen 355 Kilometer. Es handelt sich dabei um ein volltransparentes (Clear-on-Clear-)Folienetikett, und die Gallus erweist sich als echtes Arbeitstier.“

Das Unternehmen hat bisher immer im Ein-Schicht-Betrieb gearbeitet, aber wenn noch ein weiterer nationaler Grosskunde dazu kommt, ist es laut Cu an der Zeit, eine zweite Schicht einzuführen. Was ihm zufolge ebenfalls kommen wird, ist die Investition in eine weitere Flexodruckmaschine. Cu ist zwar noch unentschieden, was Marke und Modell anbetrifft, aber er betont, dass spätestens Ende 2015 eine neue Druckmaschine mit breiterer Bahn in Betrieb sein wird.

Seine Druckplatten stellt The Ink Spot intern mit Cyrel-Plattenherstellungssystemen von DuPont her. Jüngste Investitionen galten dem Shrink-Sleeve-Bereich, für den eine Maschine der Spitzenklasse von Accraply angeschafft wurde. „Wir haben die Voraussetzungen für Shrink-Sleeve-Etiketten“, so Cu, „aber wir hatten einfach noch nicht die nötige Testzeit an der Maschine, um das Angebot in die Tat umzusetzen. Wir würden gern auch flexible Verpackungen mitaufnehmen. Unsere Kunden interessieren sich dafür, von daher ist es nur eine Frage der Zeit, wann wir eine weitere Schicht und neue Maschinen ergänzen werden, um die Kapazität dafür zu schaffen.“

The Ink Spot ist schnell gewachsen, aber der Betrieb ist schlank geblieben. Derzeit zählt das Unternehmen 22 Mitarbeiter, von denen nur einer ein reiner Verkäufer ist. Da renommierte Kunden das Wachstum antreiben, spielt Mundpropaganda bei der Gewinnung neuer Aufträge eine zentrale Rolle.

Der Kundendienst steht bei The Ink Spot an erster Stelle. Das Unternehmen arbeitet direkt mit seinen Kunden zusammen und geht oft weit über die Pflicht hinaus, um individuelle Bedürfnisse zu erfüllen. „Wenn unsere Kunden uns mitten in der Nacht brauchen oder wir für sie am Wochenende aufmachen müssen, dann tun wir das. Wir haben schon einmal um Mitternacht den Lkw beladen und sind zu einem Kunden nach Las Vegas gefahren, damit er seine Etiketten hatte, als er morgens aufgemacht hat“, erzählt Cu. „Wir reissen uns für unsere Kunden wirklich ein Bein aus.“

Trotz seines Wachstums wirkt das Unternehmen immer noch wie ein kleiner Betrieb, was es zu seinem Vorteil nutzt. Cu erläutert: „Bei uns gibt es nicht die Bürokratie, die in grossen Unternehmen herrscht. Wir haben zwar eine Firmenstruktur und Betriebsabläufe, aber es gibt Situationen, in denen ich direkt einbezogen werde. Ich treffe die Entscheidung, und wenige Augenblicke später geht der Auftrag in die Produktion. Es funktioniert perfekt.“

Bei der anfänglichen Konzeption von The Ink Spot hatten Reuanglith und Cu auch Beklommenheit gefühlt, da ihnen klar war, dass die Gründung eines Unternehmens ein ernstes und riskantes Unterfangen war, das sie ihre Freundschaft kosten könnte. Doch das Paar ist durch alle Irrungen und Wirrungen und letztlich auch den Erfolg hindurch stark geblieben – die beiden sind immer noch beste Freunde und Geschäftspartner.

Reuanglith stellt fest: „Eric und ich sind zusammen durch dick und dünn gegangen. Er ist gelassener und entspannter, ich nicht so sehr. Persönlichkeitsmässig ergänzen wir uns, und das trifft auch auf unsere Rollen im Unternehmen zu. Wir hatten jede Menge Anfangsschwierigkeiten“, so Reuanglith, „aber wir haben sie zusammen durchgestanden, haben unermüdlich weitergemacht und sind gemeinsam erfolgreich geworden.“